Interview mit Dennis Weissert

 


1) Wie bist Du dazu gekommen Musicaldarsteller zu werden?


Ich ging in Berlin auf die Sophie Scholl Gesamtschule wo jedes Jahr ein großes Musicalprojekt stattfand. Da habe ich meine Leidenschaft für Gesang und Musiktheater entdeckt.

Mein Debüt hab ich dort als Officer Kloppstock im unverschämt ulkigen Pinkelstadt gegeben und

nachdem ich kurz darauf Wicked und Hair am Broadway gesehen habe, war mir klar: „Mist ich muss das wohl machen.“

2)Du hast Deine Ausbildung an der Universität der Künste in Berlin gemacht. Wie hast Du Deine Ausbildung erlebt?

Das Musicalstudium war eine der intensivsten Zeiten meines Lebens. Wenn man gerade Abi gemacht hat und so langsam das Gefühl kriegt “zu wissen wer man ist” verliert und findet man sich im Studium täglich wieder.

Es war unabdingbar für mich um herauszufinden was für eine Künstler ich sein will und wie ich nicht sein will und dafür bin ich allen meinen Dozent*innen immens dankbar.

Auch mein Jahrgang muss erwähnt sein, von denen jeder momentan eine starke Karriere hinlegt.
Jeder einzelne hatte mir etwas in dem einen oder anderen Gebiet voraus und ein Großteil meines Studiums bestand darin, ihnen das nicht Übel zu nehmen und mir stattdessen eine Scheibe davon abzuscheiden. Ich glaube meistens ist mir das auch gelungen :)

3) Was waren für Dich die größten Herausforderungen in Deiner ersten Zeit als Darsteller?

Die Bürokratie des ganzen. Steuererklärungen, Krankenkassen, KSK ‚ aber auch das viele Springen von Stadt zu Stadt, von Produktion zu Produktion. Der Mensch ist glaube ich nicht dafür gemacht auf kurze Zeit so viele verschiedene Menschen kennenzulernen.

Irgendwann überlädt dein Kopf.

 

4)Was war Deine erste Rolle?

Meine erste Rollen nach dem Studium waren die des Prinz Phillip (Rapunzel) in den Hanauer Märchen Festspielen und die des Riff (West Side Story) am Saarländischen Staatstheater. Beides Erinnerungen, die ich nicht missen möchte.

5) Welche Rollen möchtest Du gerne noch spielen?

Ach so vieles.

Ich bin ein großer Bewunderer der Werke Stephen Sondheims und in so ziemlich jedem seiner Stücke wäre etwas dabei.

Ganz vorne natürlich Sweeney Todd, aber auch Bobby aus Company oder den Wolf aus Into the Woods.

Aber viele Partien in Les Miserables haben einen besonderen Platz in meinem Herzen.

 

6) Was war das erste Musical, das Du gesehen hast?Wie alt warst Du und was hat Dich daran fasziniert?

Daran kann ich mich schon gar nicht mehr erinnern. Mein Großvater, führte in der Schule in der er unterrichtete, selbst geschrieben Stücke auf, die ich in meiner Kindheit sah.

Wie die hießen, weiß ich nicht mehr. Aber davor schon haben mich Disneyfilme wie Aristocats, Dschungelbuch und König der Löwen stark geprägt.

Wie Musik im gleichen Moment benutzt werden kann um sowohl das extrovertierte Spektakel, als auch die innersten Kämpfe zu beleuchten, das hat mich von Anfang an fasziniert.

7) Auf was bist Du besonders stolz?

Wie gesagt sind wir in unserem Geschäft oft gezwungen unsere Lebensumstände neu umzukrempeln und immer woanders und mit anderen Menschen zu sein.

Wir können innerhalb eines Jahres hunderte von Menschen kennenlernen und mit verschiedensten Theatern und Autoritäten in Kontakt treten.


Absurderweise kann das dafür sorgen, dass man sich zum Einen nur noch auf sich selbst fokussiert und die anderen Menschen ausblendet und zum Anderen seine eigenen Bedürfnisse vernachlässigt und anderen die Möglichkeit gibt, seine persönlichen Grenzen zu überschreiten.


Ich glaube in den letzten Jahren habe ich es geschafft, wenn Not am Mann war, mich nicht nur für mich selbst, sondern auch für meine Kollegen einzusetzen, habe versucht zu Fragen, wenn Hilfe gebraucht werden könnte und habe mein bestes getan „Stop“ zu sagen wenn Grenzen überschritten wurden.

Darauf bin ich stolz.

8) Wie ist Dein ,,2023“ geplant?

Nachdem ich nun mein Engagement beim Friedrichstadtpalast Berlin beendet habe, werde ich kurzfristig bei der Sommerproduktion des mir sehr verbundenen Augsburger Staatstheaters bei den 3 Musketieren fechten und gleich im Anschluss noch einmal in Rathen als Riff (West Side Story) zu sehen sein.

Im kommenden Herbst darf ich ein weiteres Mal auf der Titanic untergehen und zwar in der Rolle des Thomas Andrews am Theater Erfurt.

Oh ja und voraussichtlich werde ich noch dieses Jahr heiraten :)

Also viel zu tun…

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