Interview mit Timo Stacey

 

                                                                                 Cophyright : Max Jackwerth


1) Wie sind Sie dazu gekommen Musicaldarsteller zu werden?


Meine Leidenschaft für Musical habe ich schon in Kindertagen entdeckt. Doch die Idee, Musical als möglichen Berufsweg zu betrachten, kam erst sehr spät auf. Ich bin in einer Kleinstadt im Sauerland aufgewachsen, wo das kulturelle Angebot vergleichsweise gering ist. Immerhin gab es auf meiner Schule eine Theater-AG, die ich von Anfang an besuchen konnte. Als ich von einer geplanten Musical-Aufführung hörte, war ich sofort begeistert und bewarb mich - und durfte dann sogar die Hauptrolle spielen.

Dadurch wurde meine Leidenschaft erst so richtig entfacht. Im Anschluss haben mich tatsächlich einige Menschen aus dem Publikum angesprochen und mich mit tollem Feedback beschenkt - so kam eigentlich erst die Idee auf, Musicaldarsteller zu werden. 



2) Sie haben Ihre Ausbildung an der Universität der Künste in Berlin gemacht .Wie haben Sie ihre Ausbildung erlebt? 


Rückblickend kann ich sagen, dass ich sehr froh bin in Berlin studiert zu haben und ich eine wirklich tolle und lehrreiche Zeit hatte. Erst wollte ich unbedingt nach Essen an die Folkwang und war zutiefst traurig, als ich im Finale dann keinen Studienplatz bekommen habe. Aber heute weiß ich, dass es für mich die beste Entscheidung war, in Berlin zu studieren. Auch für meine persönliche Entwicklung war es gut, aus dem dörflichen Umfeld raus zu kommen und in die Großstadt zu ziehen. Natürlich war diese Zeit auch gefüllt mit negativen Erlebnissen und Ärger, aber alles in allem hatte ich eine gute Zeit. Meiner Meinung nach kommt es auch immer ein Stück weit auf einen selber an, was man aus so einer Zeit rausholt. 

Ich vermisse heute noch den Unterricht. Wie gerne würde ich jetzt noch so regelmäßigen Schauspiel-, Tanz- und Gesangsunterricht haben. Ich glaube, man ist sich dem Privileg das man genießt, während man in der Uni ist erst bewusst, wenn man das Studium abgeschlossen hat. Auf der anderen Seite würde ich jetzt auch nicht zurück wollen. Denn sich ständig Dinge sagen und vorschreiben zu lassen, ist gar nicht so einfach, wenn man selbst vielleicht anderer Meinung ist. 


3) Was war Ihre erste Rolle ?


Meine erste große Hauptrolle nach der Uni war „Tony Manero" in SATURDAY NIGHT FEVER.

Eine Traumrolle meiner Meinung nach, die mich jedoch auch sehr gefordert hat. Es gibt kaum einen Mann im Musical, der in allen drei Disziplinen gleichermaßen so gefordert ist wie „Tony“. Er muss gut singen, spielen aber eben auch tanzen können. Genau das, was doch Musical eigentlich ausmacht, oder? Oftmals erleben wir eher den stimmgewaltigen Balladensänger oder eben den Song&Dance-Man. „Tony“ kombiniert das und steht dabei in der Choreographie noch in erster Reihe und soll die schmissigsten Mooves haben. Gar nicht so einfach, all das zu bedienen und dabei nicht aus der Puste zu geraten. Umso mehr habe ich die Rolle lieben gelernt und als Aufgabe verstanden, an der ich wachsen kann. 



4) Welche Rollen möchten  Sie gerne noch spielen? 


Am liebsten so viele unterschiedliche wie möglich. Das Tolle an diesem Beruf ist ja, dass man immer wieder neue Charaktere entdecken kann. 

Spontan aus dem Bauch heraus habe ich Lust auf Frank’N’Furter, weil er so extrovertiert und skurril ist. Ich hätte Spaß daran, mit dieser Extravaganz herumzuspielen. 

Auf der anderen Seite hätte ich auch nochmal Lust auf etwas ganz Pures, Reduziertes. Beide Extreme würden mir gut gefallen.


5)Wie bereiten Sie sich  auf Ihre Rolle vor?


Das ist nie ganz gleich, aber …

Als erstes lese ich das Stück und schreibe alle Informationen heraus, die ich finden kann. Zuerst die „hard facts“, wie Alter, Herkunft, Beruf, Familiensituation etc. Danach alles, was ich über den Gemütszustand, Gefühlslage, inneren Antrieb und die Beweggründe finden kann. Daraus baue ich mir so eine Art Grundgerüst/ Biographie der Person. Als nächsten Schritt schaue ich mir die Person in den einzelnen Szenen an und versuche zu verstehen, woher ein Gedankenbogen kommt oder was ich aus der „Biographie“ weiß, welches das Verhalten erklärt. Mir ist es sehr wichtig, eine Figur zu verstehen, um sie durchdringen zu können. Und wenn es nicht ganz eindeutig funktioniert, baue ich mir selber Antworten. Beim Spielen versuche ich in meinen Gedanken der Figur immer sehr klar zu sein, da dann der Spielauftrag eindeutiger wird. 

Zudem finde ich es immer sehr spannend, andere Musik oder auch Filme mit ähnlichem Thema zu finden. Musik ist für mich so ein großes und wichtiges Medium, weshalb ich oft auch andere Musik als die im Stück nutze, um mich der Figur zu nähern. Musik aus der Zeit, mit ähnlichem Thema oder ähnlichen Lyrics. 


6)Was war das erste Musical  das Sie gesehen haben, wie alt waren Sie und was hat Sie daran fasziniert?


Das erste Musical, welches mich fasziniert hat, war Cats und ich war im Grundschulalter. Jedoch habe ich es nicht gesehen, sondern nur gehört, denn meine Großeltern hatten im Wohnzimmer einen Schallplattenspieler mit einer großen Schalplattensammlung. Darunter eben auch Cats. Ich weiß noch, wie ich mich auf den Teppich vor die Schrankwand gelegt habe und mir immer wieder diese Platte angehört habe. Mittlerweile gibt es den Plattenspieler nicht mehr, aber die Cats-Schallplatte steht bei mir in Berlin.


7)Auf was sind Sie besonders stolz ?


Besonders stolz bin ich darauf, überhaupt diesen Schritt gewagt zu haben - Musical zu machen. Wenn man als Junge in einem dörflichen Umfeld aufwächst, ist es gar nicht so einfach, seine Leidenschaft für Musical auszuleben oder dort raus zu kommen. Natürlich habe ich das auch nur mit der Hilfe von ganz tollen Menschen geschafft, denen ich für ihre Unterstützung auf meinem Weg immer noch sehr dankbar bin. Der kleine Junge aus dem Dorf lebt nun in der Großstadt und hat hart dafür gekämpft, seinen Traum leben zu können. Kunst zu machen. Darauf bin ich stolz. Und besonders in so harten Zeiten nicht aufzugeben, sondern immer weiter zu machen und seinen Traum nicht zu verlieren.



8)Was haben Sie für ,,2022" geplant ?


Die Frage ist glaube ich eher, was 2022 für mich geplant hat. 

Fest steht, dass ich weiterhin DIE DREIGROSCHENOPER am Berliner Ensemble spielen werde, sowie CABARET am Staatstheater Wiesbaden. Außerdem freue ich mich riesig, endlich bekannt geben zu dürfen, im Sommer in Aachen in einer Neuinszenierung den „Tony“ in SATURDAY NIGHT FEVER spielen zu dürfen. Die Rolle begleitet mich jetzt schon eine ganze Zeit, daher freue ich mich umso mehr darauf, „Tony“ zu den Hits der BeeGees wieder zum leben zu erwecken.




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Vielen Dank , lieber Timo für das tolle Interview ! !

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