Interview mit Julia-Elena Heinrich

  



copyright: Philipp Dietrich



Wie bist du zu dem gekommen, was du heute machst? Hat es dazu ein besonderes Erlebnis gegeben?

Ich habe mich schon als Kind für Musik und Theater interessiert, was natürlich auch aus der Familie kam. Meine Eltern sind zwar nicht beruflich in der Kunstbranche tätig aber sie waren schon immer musikalisch und kulturinteressiert. Ich habe dann als Kind Ballettunterricht genommen und angefangen Instrumente zu spielen. 

Der große „Musical-Erlebnis-Moment“ war jedoch als ich mit 7 Jahren in Stuttgart „Die Schöne und das Biest“ gesehen habe. Da war es um mich geschehen ! Obwohl ich total Angst vor dem Biest hatte und mich wahrscheinlich die Hälfte der Zeit unter dem Sitz vor mir versteckt habe, hat mich diese magische Welt und dieses Feuerwerk (es gab in dieser Show WIRKLICH ein Feuerwerk :D ) aus Schauspiel, Musik und Tanz nicht mehr losgelassen. Habe dann auf der Rückfahrt meinen Eltern gesagt, dass ich das später auch mal mache und an diesem Wunsch hat sich seit dem nichts mehr verändert. Es folgten also noch einige Jahre Charakter- und Showtanz, sowie Gesangs- und Klavierstunden, bis ich dann nach dem Abi die Aufnahmeprüfung an der Theaterakademie August Everding in München bestanden habe und diese nach vier Jahren Musical-Studium mit einem Master of Arts abschließen durfte.

 Stell uns doch bitte kurz die Meilensteine in deiner beruflichen

Laufbahn vor? 

Nachdem ich bereits noch während des Studiums meine erste Hauptrolle in „Der kleine Horrorlanden“ bei den Burgfestspielen Bad Vilbel spielen durfte, hat mich mein erstes Engagement mit „Don Camillo und Peppone“ nach Wien verschlagen. Dort am Ronacher in einer Produktion der Vereinigten Bühnen Wien zu arbeiten, war definitiv ein echtes Highlight und ein Meilenstein! Gleichzeitig wurde ich gleich mal ins kalte Wasser geworfen, was es bedeutet jeden Tag Vorstellungen zu spielen und neben einer Hauptrolle auch 7 verschiedene Ensemblepositionen zu können. Das ist die berühmt berüchtigte „Swing“ Position. 

Ein weiterer Meilenstein waren Engagement bei Stage Entertainment Produktionen. Da durfte ich zunächst in dem Musical „Hinterm Horizont“ von Udo Lindenberg sein „Mädchen aus Ostberlin“ verkörpern. Das war für mich definitiv eine große Herausforderung und unglaubliche Erfahrung. Dieses Stück bleibt bis heute sehr speziell und unvergleichlich mit anderen Musicals. Außerdem durfte ich u.a. die Titelrolle in „Disney’s Mary Poppins“ spielen. Definitiv eine der intensivsten aber auch schönsten Erfahrungen bisher. 

Parallel zu den En-Suit Produktionen durfte ich auch als Gast am Salzburger Landestheater arbeiten. Mit der deutschen Erstaufführen von „Doctor Dolittle“ fing nicht nur eine tolle Zusammenarbeit mit dem Theater an, welches bis heute immer wieder tolle Stücke auf die Beine stellt, bei denen ich dabei sein darf, sondern sollte  auch eines von viele folge Produktionen mit Regisseur Andreas Gergen sein. Die immer wiederkehrende Zusammenarbeit mit herausragenden Kreativen ist für mich definitiv ein Highlight!

 Was war für dich nach der Ausbildung die größte Herausforderung auf der

Bühne? 

Puh schwer zu sagen, der Beruf ist definitiv voller kleiner Herausforderungen

Also ich würde sagen, dass man sich immer wieder auf ein anderes Publikum einstellen muss. Die Menschen, die in eine Vorstellung kommen, haben natürlich immer eine andere Stimmung, vor allem in verschiedenen Städten. Das ist aber etwas ganz tolles weil man ja genau dafür auf der Bühne steht. Man will genau die Menschen, die heute im Saal sitzen, erreichen und kann dabei die Geschichte oder die Figur, die man spielt, immer wieder neu entdecken.


Welche Rolle die du bis jetzt gespielt hast, ist deine Lieblingsrolle

gewesen und warum? 

Auch eine schwere Frage. Obwohl mich eigentlich gerade die Rollen am meisten gereizt haben, die sehr weit weg von mir selbst sind, muss ich sagen, dass Mary Poppins vielleicht ein klein wenig vorn liegt, was Lieblingsrolle angeht. Das liegt einfach an dieser Figur. Jeder hat Respekt vor ihr, wo sie hin kommt löst sie alle Probleme, sie darf zaubern, fliegen und ist dabei charmant, liebenswert und tough zugleich. Die hab ich echt gefühlt Vielleicht gerade weil sie so surreal ist, hat es so viel Spaß gemacht. Noch dazu war es eine wahnsinnig schöne Geschichte bei der es eigentlich um die Familie geht und wie man dort Probleme mit Vertrauen und Zuversicht lösen kann. Ganz ohne Zauberei.


Gibt es noch offene Träume? Welche Rolle möchtest du unbedingt mal spielen? 

Oh ja, jede Menge! Ich freue mich auf viele tolle Rollen, vor allem starke und lustige Frauenfiguren. Ich denke da an Rollen wie Evita, Milady de Winter, Elisabeth, Morticia Addams, Reeno Sweeney, und natürlich jede Hexe, die es zu spielen gibt!


Welche Frage wird dir selten oder nie gestellt, die du aber gerne Mal

beantworten möchtest? 

Ich glaube, Fragen, die sich auf die anderen Gewerke beziehen sind immer spannend. Also Regie, Choreographie, die Musik, Maske, Kostüm, Technik, usw.

In einer Vorstellung sieht man dann natürlich das Endergebnis, welches oft die Folge eines spannenden Probenprozesses ist, bei dem man sich vielleicht an ein total schweres Kostüm gewöhnen musste oder in einer anspruchsvollen Szene auch noch ganz genau auf den musikalischen Leiter achten muss, um den Einsatz mit der Musik exakt zu bekommen.

Viele Zuschauende sind aber sehr aufmerksam und fragen dann genau nach solchen Momenten und wissen, wie wichtig die gute Zusammenarbeit mit aller Abteilungen ist.

 Hast du ein Lieblings Musical?

Also wenn ich es einschränken müsste würde ich bei Drama-Musicals sagen „Les Miserables“, „Elisabeth“, „Hamilton“ und Comedy-Musicals „Into the woods“, „Something Rotten!“ und ich bin auch sehr großer Fan von unserer aktuellen Inszenierung von „Der Schuh des Manitu“

 

Besucht  Julia-Elena Heinrich im Netz:

Instagram - juliaeleena_h

Vielen Dank  für das tolle Interview !

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