Interview mit Julia-Elena Heinrich
Wie bist du zu dem gekommen, was du heute machst? Hat es dazu ein
besonderes Erlebnis gegeben?
Ich habe mich schon
als Kind für Musik und Theater interessiert, was natürlich auch aus der Familie
kam. Meine Eltern sind zwar nicht beruflich in der Kunstbranche tätig aber sie
waren schon immer musikalisch und kulturinteressiert. Ich habe dann als Kind
Ballettunterricht genommen und angefangen Instrumente zu spielen.
Der große
„Musical-Erlebnis-Moment“ war jedoch als ich mit 7 Jahren in Stuttgart „Die
Schöne und das Biest“ gesehen habe. Da war es um mich geschehen ☺ ! Obwohl ich total
Angst vor dem Biest hatte und mich wahrscheinlich die Hälfte der Zeit unter dem
Sitz vor mir versteckt habe, hat mich diese magische Welt und dieses Feuerwerk
(es gab in dieser Show WIRKLICH ein Feuerwerk :D ) aus Schauspiel, Musik und
Tanz nicht mehr losgelassen. Habe dann auf der Rückfahrt meinen Eltern gesagt,
dass ich das später auch mal mache und an diesem Wunsch hat sich seit dem
nichts mehr verändert. Es folgten also noch einige Jahre Charakter- und
Showtanz, sowie Gesangs- und Klavierstunden, bis ich dann nach dem Abi die
Aufnahmeprüfung an der Theaterakademie August Everding in München bestanden
habe und diese nach vier Jahren Musical-Studium mit einem Master of Arts
abschließen durfte.
Stell uns doch bitte kurz die Meilensteine in deiner beruflichen
Laufbahn vor?
Nachdem ich bereits
noch während des Studiums meine erste Hauptrolle in „Der kleine Horrorlanden“
bei den Burgfestspielen Bad Vilbel spielen durfte, hat mich mein erstes
Engagement mit „Don Camillo und Peppone“ nach Wien verschlagen. Dort am
Ronacher in einer Produktion der Vereinigten Bühnen Wien zu arbeiten, war
definitiv ein echtes Highlight und ein Meilenstein! Gleichzeitig wurde ich
gleich mal ins kalte Wasser geworfen, was es bedeutet jeden Tag Vorstellungen
zu spielen und neben einer Hauptrolle auch 7 verschiedene Ensemblepositionen zu
können. Das ist die berühmt berüchtigte „Swing“ Position.
Ein weiterer
Meilenstein waren Engagement bei Stage Entertainment Produktionen. Da durfte
ich zunächst in dem Musical „Hinterm Horizont“ von Udo Lindenberg sein „Mädchen
aus Ostberlin“ verkörpern. Das war für mich definitiv eine große
Herausforderung und unglaubliche Erfahrung. Dieses Stück bleibt bis heute sehr
speziell und unvergleichlich mit anderen Musicals. Außerdem durfte ich u.a. die
Titelrolle in „Disney’s Mary Poppins“ spielen. Definitiv eine der intensivsten
aber auch schönsten Erfahrungen bisher.
Parallel zu den
En-Suit Produktionen durfte ich auch als Gast am Salzburger Landestheater
arbeiten. Mit der deutschen Erstaufführen von „Doctor Dolittle“ fing nicht nur
eine tolle Zusammenarbeit mit dem Theater an, welches bis heute immer wieder
tolle Stücke auf die Beine stellt, bei denen ich dabei sein darf, sondern
sollte auch eines von viele folge Produktionen mit Regisseur Andreas
Gergen sein. Die immer wiederkehrende Zusammenarbeit mit herausragenden
Kreativen ist für mich definitiv ein Highlight!
Was war für dich nach der Ausbildung die größte Herausforderung auf der
Bühne?
Puh schwer zu
sagen, der Beruf ist definitiv voller kleiner Herausforderungen ☺
Also ich würde sagen, dass man sich immer wieder auf ein anderes Publikum einstellen muss. Die Menschen, die in eine Vorstellung kommen, haben natürlich immer eine andere Stimmung, vor allem in verschiedenen Städten. Das ist aber etwas ganz tolles weil man ja genau dafür auf der Bühne steht. Man will genau die Menschen, die heute im Saal sitzen, erreichen und kann dabei die Geschichte oder die Figur, die man spielt, immer wieder neu entdecken.
Welche Rolle die du bis jetzt gespielt hast, ist deine Lieblingsrolle
gewesen und warum?
Auch eine schwere Frage. Obwohl mich eigentlich gerade die Rollen am meisten gereizt haben, die sehr weit weg von mir selbst sind, muss ich sagen, dass Mary Poppins vielleicht ein klein wenig vorn liegt, was Lieblingsrolle angeht. Das liegt einfach an dieser Figur. Jeder hat Respekt vor ihr, wo sie hin kommt löst sie alle Probleme, sie darf zaubern, fliegen und ist dabei charmant, liebenswert und tough zugleich. Die hab ich echt gefühlt ☺ Vielleicht gerade weil sie so surreal ist, hat es so viel Spaß gemacht. Noch dazu war es eine wahnsinnig schöne Geschichte bei der es eigentlich um die Familie geht und wie man dort Probleme mit Vertrauen und Zuversicht lösen kann. Ganz ohne Zauberei.
Gibt es noch offene Träume? Welche Rolle möchtest du unbedingt mal spielen?
Oh ja, jede Menge! Ich freue mich auf viele tolle Rollen, vor allem starke und lustige Frauenfiguren. Ich denke da an Rollen wie Evita, Milady de Winter, Elisabeth, Morticia Addams, Reeno Sweeney, und natürlich jede Hexe, die es zu spielen gibt!
Welche Frage wird dir selten oder nie gestellt, die du aber gerne Mal
beantworten möchtest?
Ich glaube, Fragen,
die sich auf die anderen Gewerke beziehen sind immer spannend. Also Regie,
Choreographie, die Musik, Maske, Kostüm, Technik, usw.
In einer Vorstellung
sieht man dann natürlich das Endergebnis, welches oft die Folge eines
spannenden Probenprozesses ist, bei dem man sich vielleicht an ein total
schweres Kostüm gewöhnen musste oder in einer anspruchsvollen Szene auch noch
ganz genau auf den musikalischen Leiter achten muss, um den Einsatz mit der
Musik exakt zu bekommen.
Viele Zuschauende
sind aber sehr aufmerksam und fragen dann genau nach solchen Momenten und
wissen, wie wichtig die gute Zusammenarbeit mit aller Abteilungen ist.
Also wenn ich es
einschränken müsste würde ich bei Drama-Musicals sagen „Les Miserables“,
„Elisabeth“, „Hamilton“ und Comedy-Musicals „Into the woods“, „Something
Rotten!“ und ich bin auch sehr großer Fan von unserer aktuellen Inszenierung
von „Der Schuh des Manitu“ ☺
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