Interview mit Romina Markmann


Credits:Saskia Allers

 1)Wie bist du auf die Idee gekommen  Musicaldarstellerin zu werden?

  1. Das ist tatsächlich eine ganz süße Geschichte. Musik und darstellende Kunst haben schon immer einen ganz großen Teil meines Lebens ausgemacht: mit 6 Jahren habe ich angefangen im Chor zu singen, mit 7 Jahren kamen Jazz-Dance und die Trompete dazu. In der 5. Klasse folgten dann die Theater AG, Gitarrenunterricht, Hip-Hop… Und so ging es weiter bis ich ungefähr 15 Jahre alt war. Musical als Kunstform war mir bis dahin noch nicht über den Weg gelaufen, obwohl ich mit meinen Eltern schon immer viel im Theater war. Als wir dann aber im Deutschunterricht verschiedene Berufe vorstellen sollten, wurde mir der Beruf des/der Schauspielers/Schauspielerin, bzw. des/der Musicaldarstellers/Musicaldarstellerin zugeteilt. Da habe ich mich das erste Mal mit dem Genre auseinandergesetzt und mich intensiv mit der Ausbildung und mit dem Beruf beschäftigt. Ich konnte erst gar nicht glauben, dass es diesen Job wirklich gibt, weil er einfach alles miteinander verbunden hat, was ich liebe: Gesang, Tanz und Schauspiel. Ich habe in meinem Referat die ehemalige German Musical Academy in Osnabrück als Beispiel genommen und weil ich so begeistert davon war, haben meine Eltern mir nach dem Abschluss der 10. Klasse einen Workshop an der Schule geschenkt. Danach gab es kein Halten mehr, da wusste ich: das möchte ich machen und nichts anderes! Ich habe dann noch mein Abitur gemacht und bin dann letztendlich wirklich in Osnabrück gelandet und habe dort Musical und Vokalpädagogik studiert.

 


2) Was waren für dich die größten Herausforderungen in deiner ersten Zeit als Darstellerin ?

Die größte Herausforderung für mich war der Umgang mit der Ablehnung. Der erste Schritt raus aus der behüteten Hochschule in die erbarmungslose Berufswelt kann schon ganz schön ernüchternd sein. Natürlich wusste ich, dass da draußen niemand auf mich wartet und dass es unglaublich viele unglaublich tolle Darsteller/-innen gibt… aber dass der Kampf um den ersten Job so hart wird, hätte mein hochmotiviertes und viel zu perfektionistisches „Ich“ nicht gedacht. Ich habe wirklich unzählige Auditions gemacht, bis das erste Jobangebot im E-Mail-Postfach eintrudelte. Das hat mich im ersten Berufsjahr einige Tränen und schlaflose Nächte gekostet. Denn man muss es sich ja so vorstellen: du hast vier Jahre lang von morgens bis abends gearbeitet, geschwitzt und geträumt und dann bist du fertig und dann ist da im schlimmsten Fall erstmal nichts. Kein Job, aber auch kein Unterricht mehr, kein Alltag, man fängt eigentlich bei null an und muss lernen sich wieder ganz neu zu definieren und zu strukturieren und vor allem muss man eben lernen mit der Ablehnung umzugehen, motiviert zu bleiben, weiter zu machen, sich nicht von Selbstzweifeln kaputt machen zu lassen – das ist nicht leicht. Und diese Phasen gibt es ja immer wieder. Es gibt immer wieder Pausen, in denen man weniger bis gar nichts zu tun hat. Das ist normal! Mein Ziel ist es, diese Pausen für mich persönlich zu nutzen und kreativ und offen zu bleiben für die Dinge, die kommen.

3)Was machst du um dich in der Zeit zwischen Audition und Ergebnissen nicht verrückt zu machen?

Das ist eine gute Frage! Also erstmal variiert der Grat des „Verrückt Machens“ bei mir von Audition zu Audition, weil da immer viele Faktoren mit hineinspielen: ist es zum Beispiel die letzte Chance auf einen Job für einen anstehenden Zeitraum? Oder ist es DIE Traumrolle oder DAS Traumstück überhaupt? Sollte das der Fall sein, zittere ich natürlich umso mehr. Da hilft nur Ablenkung, um nicht alle 5 Minuten die Mails zu checken! Dennoch versuche ich mir immer, wenn ich eine Audition verlasse, bewusst zu machen: „Nun ist mein Teil getan, ich muss die Verantwortung abgeben und es wird alles so kommen, wie es kommen soll.“ Das ist sowieso ein Mantra, das mir sehr durch die letzte Zeit geholfen hat: Wenn es sein soll, dann wird es passieren. Und wenn es nicht sein soll, dann werde ich irgendwann wissen warum.

 


4) Bei welchen Produktionen würdest du gerne mal mitmachen?

Es gibt wirklich viele Stücke, die ich gerne einmal spielen würde, ich glaube da könnte ich mich gar nicht festlegen! Von Kammermusicals wie „Die letzten 5 Jahre“ bis hin zu großen (Disney-)Produktionen wie „Die Eiskönigin“ würde ich gerne alles einmal machen!

 


5)Wie schaffst du es, dich in deine Rolle hineinzuversetzen? 

Das kommt ganz auf die Rolle an. Gibt es beispielsweise ein historisches Vorbild, oder ist die Figur an einem historischen Event beteiligt, dann versuche ich natürlich so viel wie möglich darüber zu erfahren, schaue Dokumentationen oder lese Bücher, um erst einmal das große Ganze zu verstehen, bzw. einordnen zu können. Ist dies nicht der Fall und es handelt sich um einen rein fiktiven Charakter, versuche ich mir immer anhand des Stückes die W-Fragen (Wo? Wer? Wie? Was? Womit? Wofür? Wodurch? Weshalb?) zu beantworten. So findet man meist schon viele Ansatzpunkte um eine Figur zu entwickeln und zu verstehen. Spannend ist auch im Text der anderen Figuren zu lesen, wie diese meinen Charakter beurteilen! Außerdem suche ich immer Parallelen, bzw. Unterschiede zu mir selbst: wie würde ich in dieser Situation handeln/denken/fühlen? Wie würde ich reagieren? Und letztlich passiert natürlich super viel im Spiel mit den Kolleg/-innen und im Austausch mit der Regie.

6)Welche Rolle die Du bis jetzt gespielt hast, ist deine  Lieblings Rolle  gewesen und  warum?

Ich glaube meine Lieblingsrolle bisher war „Raka“ aus „Die Blume von Hawaii“. Raka gibt den Großteil des Stückes vor die „primitive Ureinwohnerin mit Bananenrock“ zu sein, obwohl sie eigentlich sehr gebildet und intelligent ist. Dies tut sie lediglich um zu bekommen, was sie möchte – mit Erfolg. Dadurch hat die Figur im Stück eine große Entwicklung und gibt mir als Darstellerin die Möglichkeit ständig auf zwei Ebenen zu spielen. Ich mag generell komödiantische Figuren, denen man eine etwas zugespitzte Körperlichkeit und Ausdrucksweise geben kann. Trotzdem würde ich wahnsinnig gerne auch mal eine etwas ernstere Rolle spielen – aber das kann ja noch kommen.

7)Hast du ein Lieblingsmusical ?

Mein Lieblingsmusical ist „Wicked – Die Hexen von Oz“. Nachdem ich durch mein Referat in der Schule so viel über den Beruf gelernt habe, war „Wicked“ das erste Musical, das ich live gesehen habe. Und es hat mich wirklich umgehauen! Ich glaube, ich habe tatsächlich von Anfang bis Ende durchgeweint und war einfach nur beeindruckt von dem, was auf der Bühne passiert. Das hat mich wirklich verzaubert. Bis heute bekomme ich Gänsehaut, wenn ich den Soundtrack höre! Ich bin schon sehr gespannt auf die Neuinszenierung, die (hoffentlich) bald in Hamburg Premiere feiern wird!

 


8)Wie ist dein Jahr 2021 noch gepant?

Momentan stecke ich in den Proben zu „Im weißen Rössl“ bei den Heidelberger Schlossfestspielen, wo ich den „Piccolo“ verkörpern darf. Am 19.06. findet unsere Premiere statt und wir spielen bis Ende Juli! Außerdem arbeite ich momentan gemeinsam mit einem Pianisten an meinem ersten Soloprogramm, das hoffentlich im Herbst/Winter diesen Jahres das erste Mal zur Aufführung kommt. Meine nächste Musicalproduktion steht auch schon fest, dazu darf ich dann hoffentlich bald etwas mehr erzählen… Ich freue mich auf jeden Fall riesig, dass es langsam wieder losgeht und wir wieder arbeiten können!

 

 

 

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