Interview mit Robin Scheel

 



Wie bist du auf die Idee gekommen, Musicaldarsteller zu werden?

Das war tatsächlich schon als ich sechs war. Mein Vater war mit seiner Firma quasi als Betriebsausflug bei Tanz der Vampire in Stuttgart und kam total begeistert zurück. Er hat das Programmheft und diese Highlight CD mitgebracht. Und ab dann habe ich die CD so oft gehört, dass sie irgendwann kaputt war und wir eine Neue kaufen mussten. Ich habe mit einer Spielzeug Scheune, Playmobilfiguren und einer ausrangierten Ampel, die mein Opa damals vor dem Sperrmüll gerettet hat, die Show komplett nachgespielt und meine Eltern mussten zuschauen. J

Und als ich dann die Show später in Berlin gesehen habe, war klar, das will ich machen. In meinen Augen ist Musical einfach eine unglaublich lebendige und eigentlich sogar die facettenreichste Art, Geschichten zu erzählen. Außerdem gibt es ja im Musical eigentlich nichts, was es nicht gibt. Ich meine die musikalische Bandbreite ist ja enorm, wenn man sich alles von Jesus Christ Superstar über Phantom und Chicago bis zu Hamilton anschaut.

Und dann bin ich den klassischen Weg gegangen. Mit sechs bin ich in eine Theatergruppe für Kinder am Jungen Ensemble Stuttgart eingetreten und war da auch bis ich 14 Jahre alt war dabei. Dazu habe ich mir Gesangsunterricht gesucht und Tanzklassen an der New York City Dance School besucht. Mit 16 durfte ich im Jugendchor der Stuttgarter Staatsoper bei der Produktion MOMO dabei sein und habe da dann den finalen Impuls gehabt, dass ich das beruflich machen will. Und dann habe ich 2015 meine Ausbildung in Hamburg angetreten.

 

Was war für dich nach der Ausbildung die größte Herausforderung auf der Bühne?

 

Hm, Vieles J Aber tatsächlich Mehrstimmigkeiten. Weil wir das leider in der Ausbildung kaum trainiert haben. Mittlerweile gibt es das Fach Voices, aber das wurde direkt nach meinem Abschluss eingeführt. Und in meiner ersten Produktion nach der Ausbildung, „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, musste ich direkt ein Quartett singen und das war anfangs tatsächlich eine große Challenge für mich. Aber dadurch habe ich es gelernt, weil es musste ja. Aber am Ende hat es dann richtig Spaß gemacht und eine solide Mehrstimmigkeit ist ja auch ein mega wichtiger Skill.

Ansonsten auch manchmal ganz einfach die Uhrzeit. Ich war ja nach meiner Ausbildung erstmal viel mit Kindermusicals unterwegs, und da spielt man oft vor Grundschulklassen, und das bedeutet dann morgens um 8 Uhr. Das ist manchmal gar nicht so easy, vor allem für die Stimme.

 

Welche Rollen möchtest du gerne noch spielen?

Also mein absoluter Kindheitstraum war immer Graf von Krolock. Aber leider habe ich bei 1,74m aufgehört zu wachsen J Deswegen ist das wahrscheinlich eher unrealistisch, aber sag niemals nie! Ansonsten würde ich Vampire grundsätzlich gerne machen, ganz unabhängig von der Rolle, einfach weil die Show mich auf den Beruf gebracht hat, da würde sich ein Kreis schließen. Aktuell würde Alfred denke ich ganz gut passen, das würde mir auch sehr viel Spaß machen, auch einfach weil Alfred nahezu jedes Thema der Show einmal singen darf.

Aber es gibt so viele tolle Rollen! Enjolras in Les Misérables ist auf jeden Fall ganz weit oben mit dabei, Karl Wagner in Kolpings Traum definitiv auch, Kaiphas oder Pilatus in Jesus Christ und Javert in Les Mis. Aber darüber kann man vielleicht in 15 Jahren nachdenken. Ach und Blaubär in Die 13 ½ Leben des Käpt´n Blaubär wäre auch nice!

Ansonsten habe ich tatsächlich eher Stück Wünsche. Ich würde total gerne mal Rebecca, Elisabeth, Next to Normal, Mozart, Jekyll & Hyde oder Dracula machen, um mal ein paar zu nennen. Unabhängig davon, ob Principal oder Ensemble.

 Hast du ein Vorbild, wenn ja wen?

Ein Vorbild tatsächlich nicht, nein. Aber es gibt natürlich Kollegen, die mich sehr inspirieren oder wo man denkt „Das finde ich toll, was macht er oder sie da und warum gefällt mir das?“ Ansonsten hatte ich zuletzt das Glück, mit sehr erfahrenen Darstellern auf Tour zu sein, und da lernt man auch viel vom Zuschauen oder bei Gesprächen abends beim Bier ;) Aber ja, es gibt Kollegen die mich inspirieren und von denen ich mir auch immer wieder Dinge abschaue.

Aber was ich sagen kann, meine größte Inspiration als Kind war Jan Ammann. ;)

 

Wie würden deine Freunde dich mit 5 Wörtern beschreiben?

 

Wow, da müsstest du eigentlich meine Freunde fragen J Aber ich versuche es mal.

Also ich denke ganz vorne steht auf jeden Fall „sozial“. Ich habe eigentlich immer ein offenes Ohr für meine Freunde und habe schon öfter Nachrichten nach Abenden mit Bier und viel Philosophie bekommen, in denen mir gesagt wurde, ich hätte therapeutische Fähigkeiten und ob ich das mal überlegt hätte. Ich für mich lerne aber auch immer mega viel von dem was Andere mir erzählen.

Ansonsten wahrscheinlich „ehrgeizig/fleißig“. Ich bin der festen Überzeugung, dass egal was es ist passieren kann, wenn man ganz fest daran glaubt und seine Hausaufgaben macht. „Politisch“ aber tatsächlich auch. Ich finde es unglaublich wichtig, sich mit dem aktuellen Geschehen auseinander zu setzen und sich seine eigene Meinung zu bilden, und sie sich niemals bilden zu lassen. Information ist eine Holschuld, keine Bringschuld.

Definitiv aber auch „Naturwissenschaftlich behindert“ J Ich bin eine komplette Niete in den einfachsten mathematischen, physikalischen oder chemischen Prozessen. Derjenige, der es schafft, mir verständlich zu erklären, was eine Reaktionsgleichung ist und warum man die braucht, ist hiermit auf ein Bier eingeladen! ;)

 

Und zuletzt vermutlich „Musiksüchtig“. Bei mir ist es nie still. Bei mir läuft eigentlich von Morgens bis Abends Musik, sonst fehlt mir was !

 

Hast du ein Lieblingsmusical?

 

Ja. Auf Platz 1 steht definitiv Tanz der Vampire. Die Show hat in meinen Augen alles, was ein gutes Musical braucht. Einen super Mix aus Klassik und Rock, Comedy und Spannung und bedient alle drei Sparten des Genres gleichermaßen.

Aber Platz 2 teilen sich ganz viele Shows. Ganz vorne mit dabei ist auf jeden Fall Elisabeth, Rebecca, Next to Normal, Kinky Boots und Jekyll & Hyde.

 

Wie ist dein Jahr 2021 noch geplant?

Also beruflich sieht es momentan so aus, dass ich von September bis April mit zwei verschiedenen Shows auf Tournee gehe, aber solange da noch nichts in trockenen Tüchern ist, kann ich dazu natürlich noch nichts sagen. Aber sollte ich es machen, gibt es definitiv einen Instagram Post dazu.

Und privat plane ich ganz fest mit einer zweiten Jahreshälfte, in der man einfach ganz problemlos mit Freunden abends was trinken gehen kann oder auch mal die ein oder andere Partynacht verbringen kann. Und natürlich mit ganz viel Kultur, Open Air Events und geöffneten Theatern und Konzerthallen. Und vielleicht ein kleiner Kurzurlaub, falls möglich.



Besucht Robin  im Netz:

Instagram - robin_scheel_official

Vielen Dank , lieber Robin für das tolle Interview !


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